Zangen und Pinzetten - unentbehrliche Helfer in Werkstatt und Labor
Zangen haben im Wesentlichen zwei Funktionen: das Verstärken von Handkräften und das Führen von Gegenständen bei Arbeiten. Dabei haben sich entsprechend der vorgesehenen Funktion drei Hauptarten herausgebildet:
- Greifende Zangen wie z. B. Wasserpumpenzangen, Flachzangen, Rundzangen, Greifzangen, Montierzangen, Telefonzangen, Justierzangen oder Langbeckzangen
- Schneidende Zangen wie Bolzenschneider, Seitenschneider, Vornschneider, Abisolierzangen, Kneifzangen oder Kabelscheren
- Formende Zangen wie z. B. Crimpzangen, Aderendhülsenzangen oder Kabelschuhzangen
- Kombizangen, die mehrere Funktionen wie Greifen, Pressen und Schneiden vereinen
Dazu kommen Spezialzangen wie z. B. Installationszangen, Sicherungsringzangen, Blechknabberzangen, Lochzangen, Fliesen- und Glaszangen und viele andere mehr.
Zangen sind heute sehr ausgereifte und spezialisierte Werkzeuge, sie sind auf die zu bearbeitenden Materialien genau zugeschnitten, weshalb man sie auch nicht zweckentfremden sollte, denn schnell sind Zange und Material beschädigt.
Spezialisierte Zangen erleichtern die Arbeit ganz wesentlich, sie entlasten den Benutzer von schweren Arbeiten, ermöglichen komplizierte Montagearbeiten und das präzise Führen von Material. Insbesondere deutsche Hersteller wie Knipex oder Wiha haben hier ausreifte Sortimente mit zahlreichen Spezialwerkzeugen für die Werkstatt entwickelt. Dabei stechen speziell die Knipex Zangen mit ihren vielen verschiedenen Ausprägungsformen hervor.
Der Aufbau und die Wirkung einer Zange
Eine Zange besteht aus drei Hauptteilen, dem Zangenkopf, dem Gelenk und dem Zangengriff. In der geometrischen Aufteilung (Übersetzungsverhältnis) der Länge zwischen Gelenk und Griff sowie zwischen Gelenk und Kopf wird entschieden, welche Hebelkraft die Zange ausüben kann. Je größer das Verhältnis zwischen Griff und Gelenk ist, desto größere Kräfte lassen sich nach dem Hebelgesetz übertragen. So kann man auch hohe Schneid-, Form- oder Haltekräfte übertragen.
Das Zangengelenk
Ein wesentliches Konstruktionselement ist das Gelenk, welches auch Gewerbe genannt wird. Hier gibt es drei wesentliche Bauformen:
Aufgelegtes Gewerbe
Hier werden die beiden Zangenschenkel einfach übereinandergelegt und miteinander über einen Gelenkbolzen verbunden (Nieten/Schrauben). Diese Bauform hat den Vorteil einer preiswerten Produktion, weshalb die Zange preiswerter angeboten werden kann.
Bei Einsatz hochwertiger Materialien und fachgerechtem Gebrauch ergibt sich hier ein gutes Preis-/Leistungsverhältnis. Ein Nachteil bei intensivem Gebrauch und minderwertigem Material kann eine nachlassende Präzision und Kraftübertragung sein.
Eingelegtes Gewerbe
Hier ist ein Zangenschenkel jeweils um den Drehpunkt herum ausgefräst, sodass die Schenkel ineinandergreifen. Während ein Schenkel fest mit dem Gelenkbolzen verbunden ist, dreht sich der andere Schenkel auf dem Bolzen. Die gegenüber dem aufgelegten Gewerbe teurere Fertigung erbringt im Einsatz jedoch den Vorteil einer präziseren Führung und hoher Langzeitstabilität.
Durchgestecktes Gewerbe
Hier wird ein Schenkel des Zangenkopfes durch eine Aussparung im anderen Schenkel geführt. Letzterer ist beidseitig fest mit dem Gelenkbolzen verbunden und nur der eingelegte Schenkel bewegt sich auf dem Bolzen.
Der Vorteil ist eine langanhaltende präzise Führung auch bei intensiver Benutzung, hohen Kräften und beginnendem Gelenkverschleiß. Auch ist stets eine spielfreie Bedienung möglich, da sich beide Schenkel nicht gegeneinander verklemmen können. Allerdings ist die Herstellung aufwändig und damit teurer als bei anderen Gewerbearten. Typische Zangen mit durchgestecktem Gewerbe sind Wasserpumpenzangen.
Das Material
Die Materialwahl ist ein wesentliches Qualitätskriterium bei allen Zangenarten. Die Herstellung erfolgt aus Werkzeugstahl, der jedoch je nach Preisklasse und Einsatzzweck sehr unterschiedlich eingesetzt wird.
Einfache und preiswerte Zangen werden aus unlegiertem Werkzeugstahl hergestellt. Dies ist für manche Zangenarten durchaus ausreichend, wenn sie bspw. nicht hoch belastet werden oder keine hohe Präzision in der Arbeit mit dem Werkzeug notwendig ist. Es birgt aber grundsätzlich den Nachteil einer Bruchgefahr und die eines vorzeitigen und erhöhten Verschleißes.
Für präzise und kraftvolle Arbeiten werden Zangen aus legierten Stählen gefertigt. Hier kommen Zusätze wie Chrom und Vanadium zum Einsatz, die eine hohe Härte, Stabilität und Bruchfestigkeit mit sich bringen.
Dazu kommen spezielle Oberflächenvergütungen und Vergütungen bzw. Beschichtungen der Arbeitsflächen am Kopf wie Beschichtung, Legierung und Wärmebehandlung (induktives Härten).
Markenwerkzeuge erkennt man daran, dass sie langlebig, präzise und sicher sind. In diesem Zusammenhang erscheint auch der Begriff „Hieb”: Dies ist eine Riffelung der Greiffläche, um Werkstücke auch bei hohem Krafteinsatz abrutschsicher festzuhalten.
Schneidenformen bei schneidenden Zangen
Schneide ist nicht gleich Schneide - deren Form ist für viele Einsatzarten entscheidend. Besonders bei Seitenschneidern wie bspw. einem Knipex Seitenschneider, bei Bolzenschneidern oder bei Kneifzangen gibt es Unterschiede der Schneidenform.
Neben dem Mittenschneider gibt es hier Schneiden mit unterschiedlichen Facetten (Wate), die das Schneiden unterschiedlich harter Materialien erleichtern sowie spezielle Aufgaben wie bündiges Schneiden erlauben.
Schneide ohne Facette
Hier ist die Außenseite plan, sodass bündig und völlig glatt geschnitten werden kann. Allerdings sind die Schneiden empfindlich gegen Beschädigungen, weshalb man sie hauptsächlich in der Elektronik/Feinmechanik (Elektronik-Seitenschneider) findet, in der keine hohen Kräfte aufgewendet werden müssen.
Schneide mit Facette
Hier ist die Außenseite je nach Einsatzzweck in unterschiedlichen Winkeln und Facettenformen angeschliffen. So kann man eine hohe Schneidkraft ausüben und die Schneide unterliegt auch nur einem geringen Verschleiß. Diese Schneidenform findet man bei den meisten Seitenschneidern und bei Kraft-Schneidern.
Backenformen und Funktionen
Die Grundformen sind schneidende, flache, halbrunde und runde Backen. Diese können auch je nach Einsatzzweck unterschiedlich miteinander kombiniert werden, z. B. um spezielle Biegefunktionen realisieren zu können.
Spitze und spitz zulaufende Zangen (Spitzzange/Telefonzange) ermöglichen das Greifen, Führen und Halten auch in engen Räumen und Öffnungen.
Flachzangen ermöglichen das exakte Positionieren und Greifen von Objekten und durch das durchgehend breite Profil dabei eine höhere Kraftübertragung.
Rundzangen (auch spitz zulaufend) ermöglichen das definierte und präzise Biegen auch sehr feiner Gegenstände, weshalb sie vorwiegend zum Drahtbiegen, zum Führen in engen Umgebungen und im Modellbau- und Schmuckindustriebereich ihren Einsatz finden. Die Haltekraft an der Spitze ist hier jedoch sehr gering. Flachzangen gibt es auch als kombinierte Flachrundzangen, die entweder gerade oder abgewinkelt sind.
Spezialform Abisolierzange: Diese Zange hat zwei übereinander laufende, spitzwinklige Schneiden mit jeweils einem Halbkreis in jedem Schneidenwinkel. Der Endanschlag ist entsprechend der abzuisolierenden Drahtstärke einstellbar, sodass nur die Isolierung durchtrennt und von der Drahtader abgezogen werden kann.
Eine spezielle und besonders komfortable Art der Abisolierzange ist die Automatikzange. Hier wird automatisch die Stärke der Isolierung (Außendurchmesser) ertastet und nur diese zerschnitten. Die Dicke der Isolierung ist einstellbar, ebenso die Länge der Abisolierung. Schneiden und Abziehen der Isolierung erfolgt hier automatisch in einem Arbeitsgang durch Umsetzung der Griffbetätigung in zunächst Schneiden und dann Abziehen.
Eine weitere Spezialform ist der Abmantler. Hier kommt ein an die zu schneidende Stelle zu platzierendes Rund- oder Drehmesser zum Einsatz, das den Kabelmantel durch Drehen schneidet. Ein Vorteil ist das Arbeiten auf engstem Raum wie z. B. in Verteiler- oder Schalterdosen.
Die Kombinationszange vereint, wie der Name es sagt, mehrere Funktionen in sich: Greifen, Pressen und Schneiden. Die geriffelten geraden und halbrunden Greifflächen vereinen die Funktionen einer kräftigen Flachzange und einer kleinen Rohrzange in sich.
Die Kneifzange ist eine Universalzange für harte Einsätze wie z. B. das Durchtrennen von Drähten oder Nägeln, das herausziehen von Nägeln oder für das sichere Festhalten bei hohen mechanischen Belastungen. Die runde Form des Kopfes ermöglicht das kraftschonende herausziehen z. B. von Nägeln, indem man den Kopf gegen den Untergrund abstützt und so den Hebel ansetzt.
Was ist eine Crimpzange?
Die Crimpzange bzw. Presszange ermöglicht es, elektrische Verbindungen zwischen Leitern und Anschlusselemente wie z. B. Aderendhülsen, Kabelschuhe oder Steckverbinder durch eine Pressverbindung herzustellen. Neben Spezialzangen wie bspw. für das Aufpressen von RJ45-Verbindern gibt es Universal-Crimpzangen, die entweder mehrere Crimpbacken oder wechselbare Crimpbacken besitzen. Form und Größe der eingesetzten Crimpbacke müssen genau auf das zu pressende Verbindungselement abgestimmt sein, sonst entsteht keine definierte, sichere und gasdichte Verbindung. Letzteres verhindert Korrosion im Verbinder.
Der Zangengriff
Der Zangengriff, seine Form und Beschichtung sind wichtig für präzise Führung und ggf. hohe Kraftübertragung. Bei modernen Zangen wird hier ein hohes Gewicht auf ergonomisches Arbeiten gelegt, um besonders im gewerblichen Einsatz schnelle Ermüdung, Verletzungen und gesundheitliche Spätschäden zu vermeiden.
Einfacher Kunststoffgriff
Hier wird der Zangengriff meist in Kunststoff getaucht oder umspritzt und trägt am Schluss eine dünne aber griffige Beschichtung. Dies ist die kostengünstigste Art der Beschichtung, was aber nicht unbedingt als abwertendes Merkmal gelten muss. Dort, wo man schlanke Werkzeuge haben will, diese nicht täglich ganztägig einsetzen und keine hohen Kräfte übertragen muss, ist diese Beschichtung ausreichend. Sie ist oft rau, so ist eine hohe Griffigkeit gewährleistet.
Mehrkomponentengriff
Diese Griffbeschichtung kommt vor allem an Zangen für den täglichen gewerblichen Einsatz und dort, wo es um hohe Kraftübertragung geht, zum Einsatz. Die ergonomische Beschichtung mit weichen, harten, geriffelten und ausgeformten Zonen dient der ermüdungsfreien und gelenkschonenden Arbeit. Weiche Zonen federn z. B. das Schneiden von Drähten ab, Gripzonen verhindern Abrutschen und erlauben hohe Hebelkräfte.
Wichtig: Für Arbeiten an spannungsführenden Teilen dürfen nur dafür klassifizierte und gekennzeichnete Werkzeuge mit spezieller Isolierung (VDE-Zange, z. B. Kennzeichnung 1000 V) eingesetzt werden! Für Arbeiten an elektrostatisch empfindlichen Bauteilen/Geräten gibt es Zangen in ESD-sicherer Ausführung.
Was sind Kraft-Schneider?
Kraft-Schneider ermöglichen es, durch speziell angepasste Hebel- und Schneidenkonstruktionen, besonders hohe Schneidleistungen bei geringem Kraftaufwand zu erzielen. Damit kann man sehr harte und auch sehr dicke Drähte wie z. B. Federdraht präzise schneiden.
Spezielle Griffmaterialien und -Ausformungen erlauben ein sicheres und abrutschfreies Führen bei hoher Kraftübertragung. Dabei ist die Angabe der Schneidenhärte in HRC (Härte nach Rockwell, Skala C) die wesentliche Orientierung. So kennzeichnet z. B. 64 HRC die Möglichkeit, auch sehr harte Materialien zu schneiden.
Pinzetten
Ebenfalls zur Kategorie der Handwerkzeuge gehören Pinzetten. Sie sind quasi die kleinen Verwandten der Zangen. Sie sind allerdings nahezu ausschließlich auf das Greifen und Halten spezialisiert. Spezielle Ausführungen können auch feine Schneidearbeiten ausführen. Dazu verfügen sie je nach Aufgabe über verschiedene Spitzenformen wie gerade und angewinkelte Spitzen, glatte, geriffelte und Hohlspitzen sowie unterschiedliche Haltekräfte.
Ihr wesentliches Konstruktionsmerkmal sind zwei am oberen Ende verbundene, federnde Schenkel, die ein Erfassen und Halten durch Fingerkraft ermöglichen. Dabei sind Material, Ausführung der sogenannten Brücke, die die Schenkel zusammenhält, die Form der Schenkel und die Materialstärke ausschlaggebend für die aufzuwendende Kraft und die Haltefähigkeit.
Pinzetten können in ganz verschiedenen Materialien ausgeführt sein. Meist findet man sie als Metallpinzette ohne oder mit verschiedenen Oberflächenbeschichtungen, aber auch als Kunststoffpinzette wie z. B. für die Elektronik in ESD-sicherer Ausführung.
Eine spezielle Form ist die Kreuzpinzette bzw. Lötpinzette oder Festhaltepinzette. Sie ist im Gegensatz zu anderen Pinzetten im Ruhezustand geschlossen und kann so feine Gegenstände automatisch festhalten. Erst mit dem Drücken der Schenkel öffnet sie sich. Damit kann sie in vielen Fällen als „Dritte Hand” für das Festhalten von Bauteilen, Drahtenden etc. in einer definierten Position herangezogen werden.
Erhältlich sind Pinzetten oft als Pinzetten-Set, die häufig aus mehreren verschiedenartigen Pinzetten-Typen mit unterschiedlichen Anwendungsfeldern bestehen.